Die kritische Fahrersituation wird durch zahlreiche Umfragen und Studien untermauert, oft verbunden mit O-Tönen aus der Praxis:
- IRU-Weltreport (2024): Die International Road Transport Union fand heraus, dass weltweit 3,6 Mio. Fahrer fehlen – ein strukturelles Problem in nahezu allen Regionen. Speziell in Europa gaben bis zu 70 % der befragten Transportunternehmen an, große Schwierigkeiten bei der Fahrersuche zu haben logistik-express.com. Besonders alarmierend ist die Alterslücke: In Deutschland sind nur 2,6 % der LKW-Fahrer unter 25, aber fast ein Drittel über 55 Jahre alt logistik-express.comlogistik-express.com. IRU-Generalsekretär Umberto de Pretto warnte vor einer „demografischen Zeitbombe“, die ohne konzertierte Maßnahmen explodieren könnte logistik-express.com.
- BGL und Branchenverbände: Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) schlägt seit Jahren Alarm. Vorstandssprecher Dirk Engelhardt machte 2023 im Bundestag deutlich, dass der anhaltende Fahrermangel zu britischen Verhältnissen führen könnte, wo Versorgungsengpässe im Einzelhandel Realität wurden transportlogistic.de. Schon 2017 berichteten 90 % der Mitgliedsunternehmen der Bundesvereinigung Logistik (BVL), dass sie den Fachkräftemangel – vor allem bei Fahrern – deutlich spüren blog.inn-ovativ.com. Seither habe sich die Lage „kontinuierlich verschlechtert“ blog.inn-ovativ.com. Diese Stimmen zeigen: Nahezu alle Speditionsverantwortlichen nehmen den Fahrermangel als Top-Problem wahr.
- DIHK-Ausbildungsumfrage (2024): Die Industrie- und Handelskammern melden einen Negativrekord bei der Besetzung von Ausbildungsplätzen. 49 % der ausbildenden Betriebe im IHK-Bereich konnten 2023/24 nicht alle Lehrstellen besetzen – so viele wie nie zuvor eurotransport.de. Das betrifft zwar die gesamte Industrie und Handel, aber gerade im Berufskraftfahrer-Bereich sind Ausbildungsplätze besonders schwer zu füllen. Der Nachwuchs fehlt an allen Ecken.
- Pens Study (2023): Eine Untersuchung des Unternehmens Pens.com belegte, dass die Transport- und Logistikbranche zu den Bereichen mit den längsten offenen Stellen zählt. Im Schnitt bleiben über 60 % der ausgeschriebenen Logistik-Stellen auch nach 30 Tagen unbesetzt eurotransport.de. Die Logistik erhielt im Ranking des Fachkräftemangels 4,47 von 10 möglichen „Punkten“ – ein deutliches Zeichen, dass viele Positionen unbesetzt bleiben und der Personalmangel evident ist eurotransport.de.
- BVL-„Wirtschaftsmacher“ HR-Umfrage (2024): Die Initiative „Die Wirtschaftsmacher“ veröffentlichte Ende 2024 eine Personal-Verantwortlichen-Umfrage, wonach 70 % der Logistikunternehmen aktuell Fachkräfteengpässe erleben, vor allem bei gewerblichen Mitarbeitern und Fahrern technische-logistik.nettechnische-logistik.net. Über 60 % erwarten eine weitere Verschärfung der Situation in den kommenden Jahren technische-logistik.net. Als Hauptursachen wurden der demografische Aderlass (Zustimmung 37,5 %), vergleichsweise geringe Gehälter (35,9 %) und das angestaubte Image der Logistik (50 %) identifiziert technische-logistik.net. Gleichzeitig berichteten 45 % der Firmen von einer deutlichen Mehrbelastung der Stammbelegschaft durch den Personalmangel technische-logistik.net. Diese Ergebnisse zeigen einerseits, dass verstärkte Investitionen ins Recruiting stattfinden (gestiegene Recruitingkosten wurden häufig genannt), andererseits aber auch, dass schnelle Lösungen nicht in Sicht sind – der Mangel bleibt „anhaltend dringlich“technische-logistik.net.
- Trans Aktuell-Umfrage (2023): Eine Befragung durch die Fachzeitschrift trans aktuell beleuchtete, wo Unternehmen neue Fahrer suchen und welche Probleme auftreten. 50 % der befragten Transportfirmen suchen aktiv im Ausland nach Fahrern, vor allem in Osteuropa (Polen, Tschechien, Rumänien etc.) etm.de. Dieser „Blick nach Osteuropa“ zeigt, dass viele Verantwortliche kaum noch Potenzial im Inland sehen und daher über Grenzen hinweg rekrutieren. Allerdings nennen 19 % der Unternehmen das schwierige Arbeitsumfeld und 21 % mangelnde Qualifikation vieler Bewerber als Gründe, warum sich die Lücken nicht füllen lassen etm.de. 15 % der Firmen berichten zudem, dass zu hohe Gehaltsforderungen mancher Kandidaten ein Hindernis sind etm.de. Die Umfrage bestätigt: selbst mit intensiver Suche stoßen Speditionen auf strukturelle Hürden. In Erfahrungsberichten (z.B. Fahrer aus Nepal oder Togo in deutschen Unternehmen) werden zudem bürokratische Hürden, Sprachbarrieren und Integrationsthemen deutlich etm.de.
Neben Zahlen sind es oft die Zitate der Praktiker, die den Eindruck verdichten. „Unsere Bewerberzielgruppen sind […] sehr schlecht verfügbar. Bei den Fahrern sowieso“, sagt etwa Luisa Zobel, Personalmanagerin einer mittelständischen Spedition, und bringt damit das Dilemma auf den Punkt softgarden.com. Oder wie ein TÜV Rheinland-Report schon vor Jahren feststellte: 84 % der Unternehmen fehlten qualifizierte Fahrer in den letzten Jahren deutlich verkehrsrundschau.de. Die Meinung unter Speditionschefs ist einhellig, wie Verbandsumfragen zeigen: Der Fahrermangel gilt als größtes Geschäftsrisiko der kommenden Jahre. Solange Politik und Branche keine durchschlagenden Lösungen (z.B. erleichterte Führerscheinerlangung, Imagekampagnen, mehr Frauen und Quereinsteiger am Steuer) finden, bleibt die Personaldecke dünn und das Thema beherrschend.